Herbstwanderung Frankenweg
Wo wandern wir? Auf dem Frankenweg? Aha! Und wo ist das?
Ich bemühe den Autoatlas und bekomme eine Vorstellung: Coburg, Fichtelgebirge, Hof, Fränkische Schweiz, Rennsteig ... liegt alles irgendwie in der Nähe.
Samstag: 6:33 Uhr ab Rüsselsheim, dreimal Umsteigen - einmal davon in Erfurt mit Zeit im Bahnhof leckeren Kaffee zu trinken und süße Stückchen zu essen (Doris Schmidt hatte im Mai bei der Frauenwanderung schon vorgekostet) – und schon sind wir um 13:22 da – in Blankenstein.
Regenschirme ´raus und los geht´s.
Zum „Einwandern“ (O-Ton Willi H.) heute erst ´mal nur 2 Stunden mit Turmbesteigung.
Wir übernachten im Schlosshotel in Issigau.
Am Sonntag wandern wir über Marxgrün und Naila nach Culmitz. In weiten Teilen wieder mit geöffneten Regenschirmen. Dennoch: Mittagspause im Freien und das Beste: Kurz vor unserem Tagesziel das Naturfreundehaus Bärenhäusle der Ortsgruppe Hof mit vom Hausdienst selbstgebackener Apfelweintorte und Käseblechkuchen, netten Menschen und angenehmer Atmosphäre. Sonntag eben.
Die Landschaft hier ist wunderschön, allerdings denkbar schlecht beleuchtet.
In der Nacht zum Montag regnet es stark. Beim Frühstück wird von sternenklarem Himmel gegen 6 Uhr berichtet. Jetzt regnet es allerdings wieder. Meine Bemerkung: “Ich fahre heute mit dem Gepäck!“ quittiert die Wirtin mit: „Gewandert wird! Sie passen nicht mehr ins Auto.“
Unsere Tagesetappe (Montag) verläuft über den höchsten Berg des Frankenwaldes, den Döbraberg (794m) mit Turm (ohne Besteigung) von 1902 zur Bischofsmühle (Montag Ruhetag) vorbei an einem Sägewerk nach Elbersreuth.
Den Passus mit den Regenschirmen lass´ ich heute weg.
Die Unterkunft ist warm und trocken. Es gibt wieder Kaffee und Kuchen (leider reicht der Kuchen nicht für alle) und der Wirt ist sehr unterhaltsam.
Dienstag – 22 km bis Zeyern. Es ist kalt – weitestgehend trocken und sonnig mit tollen Blicken auf mindestens eine verschneite Ortschaft.
Rechtzeitig zur Mittagszeit liegt heute Ziegler´s Rasthäusle am Weg- eine (geöffnete) Wirtschaft – u.a. mit Schaschliktopf und Kaiserschmarrn im Angebot.
Die Preise in der ganzen Gegend sind selten günstig und das, was dafür geboten wird (Essen, Trinken, Unterkunft) überaus angemessen.
Heute übernachten wir in einem von Mutter (84) und Sohn (Ende 40) geführten Gasthof. Etwas eigenwillig das Ganze, dafür ´mal wieder ´was anderes.
Mittwoch – jetzt schneit´s doch glatt unterwegs.
Die 10 km bis Kronach sind bald geschafft und wir dürfen endlich wieder in Geschäfte, Cafés, zur Bank .... Die Festung Rosenberg (nie davon gehört!) ist riesig. Doris hat für uns eine sehr kurzweilige Stadtführung organisiert.
Unser Hotel hat schon bessere Zeiten gesehen – alle möglichen Film-, Schauspiel- und sonstige Größen haben im Laufe der letzten Jahrzehnte hier genächtigt, wie an der großen Fotowand dokumentiert wird – in unserem Zimmer lässt sich das Fenster nur mit Brachialgewalt öffnen; der Griff ist höchstens noch zu 15% befestigt.
Donnerstag – Unsere Wanderung beginnt heute mit 7 km Taxifahrt. Dicke Schneeflocken begleiten unseren Weg. Gegen 15 Uhr erreichen wir die (besonders schöne) Unterkunft in Kulmbach-Metzdorf – es gibt Kaffee OHNE Kuchen aber MIT allem was wir an Süßkram in unserem Gepäck noch finden können.
Am Rande bemerkt, für diejenigen, denen das wichtig ist: auf dem Frankenweg gibt es angenehm wenige Gastwirtschaften mit Musikberieselung.
Freitag – heute geht´s über Peesten (hier steht eine Tanzlinde; echt, eine Linde, in die ein Tanzboden eingebaut ist mit Zugang über eine Treppe um die Linde ´rum; unter dem Tanzboden kann man im Trockenen stehen) zum Görauer Anger (552m), je nach Höhe alles in strömendem Regen oder im Schnee. Auf dem Görauer Anger gibt´s glücklicherweise eine Wirtschaft; sie ist geöffnet, warm, trocken, es gibt Tee, Bier, Würste und Sauerkraut.
Die angekündigte einzigartige Fernsicht beschränkt sich auf schneebedeckte Biertische und –bänke auf der Terrasse.
Ein Teil der Gruppe beschließt nach dieser Rast auf den PKW umzusteigen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: durchnässte Schuhe, durchnässte Jacke, durchdringende Kälte, keine Lust mehr, abgeknickte Regenschirme ...).
Der andere Teil bleibt konsequent auf dem Weg, einem 5 km langen Höhenzug ungeschützt in Regen, Sturm und Schneegestöber. In meinem Kopf machen sich Bilder von Russlandfeldzug und Flüchtlingstrecks breit. Wo haben diese Menschen nur die Kraft hergenommen? Wir können ja sicher sein in wenigen Stunden im Warmen zu sitzen.
Geschafft! Gasthof Pension Gabler in Geutenreuth (auf die Erwähnung möglichst vieler Ortsnamen lege ich entgegen meiner Gewohnheit in diesem Wanderbericht deshalb großen Wert, weil die meisten so klingen, als gäb´ es sie gar nicht).
Am Abend laben wir uns noch ´mal an gutem Fränkischem Essen und Trinken, wir sind „fröhlich, fränkisch, frisch wie das Weismainer Bier“, es regnet weiter in Strömen ( draußen) und die ersten Überlegungen, die Planung für den Samstag zu verändern, werden angestellt.
Die Planung für Samstag wird umgestellt. Statt Klosterlangheim, Vierzehnheiligen, Bad Staffelstein sehen wir den Bahnhof von Lichtenfels und erreichen Rüsselsheim mit nur zweimal Umsteigen schon gegen 15 Uhr.
Das „Auswandern“ habe ich dann noch alleine bewerkstelligt: eine Stunde durch Niersteins Weinberge bei ungewohnt warmen Temperaturen, ohne Regenschirm, mit saaaaaaaagenhaften Blicken zum Donnersberg, in die Rheinebene, nach Rüsselsheim, zum Odenwald ............
Ich werde den Frankenweg noch ´mal gehen – schon alleine um zu sehen, was nicht zu sehen war. Am Besten im Mai, in der Zeit, in der die Frauen den Weg gegangen sind, um dann nicht immer nur hören zu müssen sondern auch sagen zu können: „Ach, was war das im Mai so schön!“ (O-Ton Doris Schmidt, immer und immer wieder.)
Ach so, und alles in allem war das eine klasse Wanderung: die Wegführung war wunderbar, der Weg selbst auch, sehr abwechslungsreich, allerbestens beschildert, jede Menge Speisepilze im Wald, in meinem Fotoalbum kleben zwei Fotos von der Wanderung, auf denen ich auf einer Bank in der Sonne sitzend zu sehen bin ................
MARIA ADLER.